Ludwig Krempl

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Biografie

1855 St. Peter-Freienstein – 1926 Leoben

Am Montag, dem 13. September 1926 verstarb einer der angesehensten und erfolgreichsten Bürger der damaligen Zeit in Leoben. „Was Ludwig Krempl im Laufe von einigen Jahrzehnten an bleibenden Werten schuf, geht weit über das normale Schöpfungsvermögen eines Einzelnen und ist nur erklärlich damit, daß Krempl keine Rast kannte“, ist in seinem Nachruf zu lesen. 1 Und tatsächlich hinterließ Ludwig Krempl bleibende Spuren in der Stadt.

Geboren wurde er am 21. August 1855 in St. Peter-Freienstein als Sohn des Anton Krempl, vulgo Paßler, Bauer, Bürgermeister und späterer Besitzer des Gutes Friedhofen 2, und seiner Gattin Maria. Nach dem Besuch der Unterrealschule in Graz war er in verschiedenen Geschäftshäusern in Leoben, Graz und Wien tätig. 1877 erwarb er in Leoben sein eigenes Gemischtwarengeschäft im Haus Nr. 48 (Straußgasse 6) und vermählte sich mit Berta Girstmayr aus Marburg.3 Der Ehe entstammten fünf Söhne und zwei Töchter.4

Bankhaus, Milchwirtschaft und Kremplhof

In Leoben, in St. Michael, Kraubath, St. Peter-Freienstein, Göß und Vordernberg eröffnete er in den folgenden Jahren weitere Geschäftsniederlassungen. Außerdem kaufte er 1888 die ehemalige Stadtmühle (Säckelmühle) mit der Säge, nächst der Winkelfeldbrücke gelegen, und betrieb dort auch eine Brotbäckerei.

In den 1890er Jahren gründete er gemeinsam mit seinem Schwager Eduard Girstmayr in der Straußgasse ein Bank- und Wechselgeschäft, das erste seiner Art in Leoben. Dieses Bankhaus war maßgeblich an der Überführung der Gösser Brauerei des Max Kober in eine Aktiengesellschaft im März 1893 beteiligt. Ludwig Krempl erkaufte auch das gegenüberliegende Hotel von Gottfried Steinbichler, vormals der bekannte Gasthof Kindler, und erweiterte es um eine große Weinhandlung. In diese Zeit fällt der Erwerb ausgedehnter landwirtschaftlicher Grund- und Waldbesitzungen, wobei „er besonderes Gewicht auf die Führung einer modernen Milchwirtschaft legte und als einer der ersten die Montafoner Viehrasse in der Obersteiermark einführte.“ 1897 ließ er nach Entwürfen des Grazer Architekten und Stadtbaumeisters Josef Hötzl (1866–1947) den „Kremplhof“ an der Erzherzog Johann-Straße erbauen, das größte gründerzeitliche Gebäude am Josefee.

Errichtung des 1. Elektrizitätswerkes

Sein wirtschaftlich wichtigstes Werk stellte 1904 die Errichtung des Elektrizitätswerkes an der Mur dar. Zunächst sollte der Bau durch die Stadtgemeinde erfolgen, die sich jedoch nicht dazu entschließen konnte, neben dem Gaswerk zusätzlich ein Elektrizitätswerk zu betreiben. Am 15. März 1905 ging das Werk in Betrieb und „abends flammten zum erstenmal die Bogenlampe am Hauptplatz und die Kohlenfadenlampen in den Gastwirtschaften, wo die männliche Bevölkerung auf das erste elektrische Licht wartete, auf. Der Jubel war heller, als die Lampen brannten.“ 6

Papierfabrik und Weingut

1914 erwarb Ludwig Krempl die Holzstoff-, Pappen- und Papierfabrik Gmeingrube, die von seinem Sohn Gustav geleitet wurde, und ein Jahr vor seinem Tod noch das Weingut Rebenhof in Ehrenhausen. Kommerzialrat Ludwig Krempl war bis zu seinem Ableben im Verwaltungsrat der Gösser Brauerei tätig, 1908 bis 1916 Vorstand des Leobener Wirtschaftsvereines, Mitglied der Handels- und Gewerbekammer (1886–1920), davon 17 Jahre als Vizepräsident. Für seine Verdienste in der Kammer wurde er mit dem Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens ausgezeichnet. Zudem war er in der Gemeinde- und Bezirksvertretung aktiv und sein Wirken wurde durch die Verleihung des Titels „kaiserlicher Rat“ gewürdigt.

Literatur:
1Vgl. Ludwig Krempl, in: OVZ 14.9.1926, S. 3. Ebenso die weiteren Zitate.
2Vgl. Liselotte JONTES, Friedhofen. Zur Geschichte von Schloß und Herrschaft, in: Der Leobener Strauß 8, Leoben 1980, S. 159–178, hier S. 169 f.
3Bertha Krempl, geborene Girstmayr (4.4.1859, Leitersdorf-Marburg – 7.4.1911, Leoben)
4Mitzi (8.9.1881 – 1.5.1882), Ludwig (22.11.1882 – 13.5.1929), Eduard (30.11.1884 – 22.4.1970), Carl (7.11.1886 – 30.8.1963), (Dr.) Gustav (22.7.1888 – 18.3.1971), Berta, verheiratet mit Prof. Dr. Franz Aubell (9.9.1890 – 15.9.1969), (Ing.) Hans (19.2.1894 – 3.8.1949). Grabmal Zentralfriedhof Leoben.
5Vgl. Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, Bd. 2, Wien 1959, S. 370 f.
6Vgl. 50 Jahre Elektrizitätswerk Krempl, in: OVZ 19.3.1955, S. 5.

Abbildungen:
MuseumsCenter Leoben
Alfred Joham

Straße auf der Karte

Kremplweg in der Innenstadt

Der Kremplweg befindet sich in der Leobener Innenstadt, an der Mur und nahe der Winkelfeldbrücke gelegen – wo Ludwig Krempl im Jahr 1905 das Elektrizitätswerk in Betrieb nahm. Die Benennung der Straße erfolgte 1951.

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